Ein Biosphären-Kaffee für die Rhön: Partnerschaft zur nachhaltigen Landnutzung mit Biosphärenreservat in Peru

Den beliebtesten Wachmacher der Weltnachhaltig genießen–wie das gelingen kann, zeigt der Kaffee „Biosphäre²–Peru trifft Rhön“. Er ist Symbol einer Projektpartnerschaft, die das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön jetzt mit dem Biosphärenreservat BIOAY in Peru geschlossen hat. Die beiden Gebiete wollen sich künftig bei Nachhaltigkeitsthemen eng vernetzen: Hierbei geht es um Anbau und Verarbeitung, Wertschöpfung und Konsum, Bildung für Nachhaltigkeit und Partizipation der lokalen Bevölkerung.

Tropischer Regenwald und Rhöner Buchenwald, Tapir und Rhönschaf, Andenfelsenhahn und Rotmilan, Jaguar und Wolf – zwischen den Partnerreservaten Oxapampa-Ashanika-Yanesha(BIOAY) und Rhön liegen mehr als 10.000 Kilometer Luftlinie. Auch wenn Land und Leute, Flora und Fauna ganz unterschiedlich geprägt sind – gemein ist den beiden Gebieten ihr Modellcharakter. Das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur wird im BIOAY ebensobespielhaft umgesetzt wie in der Rhön.

Das Partnerreservat liegt im Departement Pasco in Zentralperu und beinhaltet neben der genutzten Kulturlandschaft auch die letzten ungestörten Ökosysteme im zentralen Dschungel des Landes. Die indigenen Gemeinschaften Yánesha, Asháninka und Ashéninka leben seit jeher in der Region. Was sie verbindet, ist die Bewahrung ihrer Kultur, ihrer Sprache und der traditionellen, nachhaltigen Bewirtschaftungsweisen. Dennauch hier ist die biologische Vielfalt des Schutzgebiets bedroht – ein Problem: die intensive Nutzung von Land und aquatischen Ressourcen.

Die Themenfelder ökologische Landwirtschaft, bodenschonende Bewirtschaftung, sozial orientierte Wertschöpfung, fairer Handel und Inklusionsollen künftig Bestandteile der Projektpartnerschaft der beiden UNESCO-Biosphärenreservate sein. In einer Videokonferenz haben Ulrike Schade, Michael Geier und Torsten Raabfür die drei Verwaltungen des BiosphärenreservatsRhönsowie Juan Carlos La Torre für das Biosphärenreservat BIOAYaus Peru die Vereinbarung unterzeichnet. Ein Grußwort sprach unter anderem Dr. Miguel Clüsener-Godt, Direktor der Abteilung für Ökologische und Erdwissenschaften der UNESCO und Sekretär des Programmes "Man and the Biosphere" (MAB) in Paris. Die Partnerschaftsvereinbarung sei ein „wunderbares Memorandum“ im Jubiläumsjahr des MAB-Programms, das vor 50 Jahren gestartet ist. „Die Zusammenarbeit ist nicht nur wichtiges Element im Erfahrungsaustausch und in der Ausbildung der Menschen, die in Biosphärenreservaten arbeiten. Indem bessere Produkte auf den Markt gebracht und Marktmöglichkeiten ausgelotet werden, entsteht auch ein direkter, ökonomischer Anreiz für die Biosphärenreservate“, betonte Dr. Clüsener-Godt.

Kaffee als Symbol für gelebte Nachhaltigkeit

Symbolhaftes Beispiel für partnerschaftlich gelebte Nachhaltigkeit ist der Kaffee "Biosphäre²–Peru trifft Rhön". Der Rohkaffee aus Peru ist Bio-und Fair-Trade-zertifiziert und wird in der Rösterei „Rhön Kaffee–Bühners Rösterei“ in Maria Bildhausen (Münnerstadt) geröstet und von dort vermarktet. „Wir wollen alle dazu ermuntern, bei Einkauf und Konsum auf nachhaltig erzeugte Produkte zu achten und sich für die Geschichte und die Menschen hinter einem Produkt zu interessieren“, erklärt Dr. Doris Pokorny, Projektverantwortliche bei der BayerischenVerwaltungdes UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. „Das Thema soll sukzessive in unsere Bildungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene einfließen. Kaffee steht dabei als Symbol für ein viel zu wenig geschätztes Alltagsprodukt– und für gewichtige internationale Abhängigkeiten.“

Hintergrund war das gemeinsame Ziel der Rhön GmbH, der Biosphärenreservatsverwaltungen und der Rösterei von Rainer Bühner, in der Rhön einen nachhaltigen „Kaffee mit Gesicht“ zuetablieren, dessen Ursprung in einer Region liegt, die auch den Titel UNESCO-Biosphärenreservat trägt. Über die Bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats konnte der Kontakt zum Biosphärenreservat BIOAY in Peru hergestellt werden. „Von der wertvollen Zusammenarbeiter hoffen wir uns auch einen Antrieb der wirtschaftlichen Entwicklung im BIOAY“, sagte Juan Carlos La Torre. „Vielleicht stehen neben Kaffee auch bald andere Produkte wie Kakao, Früchte und Honig im Fokus.“

In Provinz Pasco gibt es verschiedene Kooperativen, die sich gemeinsam mit der regionalen Landwirtschaftsdirektion für den nachhaltigen Anbau und die Vermarktung des Kaffees auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen. Ein herausragendes Beispiel bildet die Kaffee-kooperative CEPRO Yanesha,die sieben indigene Gemeinden mit 118 Familienumfasst. Diese bauen ihren Kaffee auf Höhen zwischen 700 und 1900 Metern über dem Meeresspeigel mit besonderem Wert auf Nachhaltigkeitan. CEPRO Yanesha unterstützt die Mitglieder durch technische Beratung und Schulungen zur Qualitäts-und Produktivitätssteigerung, der Herstellung von Spezialkaffees und der Vermarktung.

„Dieses besondere Produkt zeigt, dass man auch bei Kaffee durchaus auf Herkunft, Anbau und Verarbeitung achten kann“, sagt Nadja Schneider, Projektverantwortliche bei der Rhön GmbH. „Der Partnerschafts-Kaffee erweitert das Angebot unserer Rhöner Gastronomiebetriebe um ein nachhaltiges Produkt aus einem anderen Biosphärenreservat. Damit gelingt es, diePhilosophie der Rhöner Betriebe aus dem Netzwerk Dachmarke Rhön e.V.–mit dem Blick auf den regionalen und nachhaltigen Genuss weiter zu stärken.“

Auch in der Tourist-Information Hilders wird der Kaffee zukünftig verkauft.

Infos zur Projektpartnerschaft Rhön–BIOAY: https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/mensch/projekte-im-bereich-mensch/projektpartnerschaft-peru/

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