Der Brezeltag, der noch heute in Wickers und Hilders am 12. März, dem ehemaligen Gregoriustag gefeiert wird, geht auf das Jahr 1635 zurück. Um die Pest abzuwenden, die in Wickers 115 Todesopfer forderte, zogen Kinder in einer Prozession durch die Straßen des Ortes. Vorbild für diese Prozession war die Kinderprozession, die einer Legende zufolge auf Geheiß Papst Gregors des Großen um das Jahr 600 in Rom stattgefunden und dort die Beendigung eines großen Sterbens erfleht hatte.
Aus Dankbarkeit über das Ende der Pest im strengen Winter 1635/36 findet diese Kinderprozession bis in die heutige Zeit noch jedes Jahr statt. Mit Blasmusik, begleitet von Messdienern mit Fahnen, ziehen die Kinder mit einem Vorbeter betend und singend durch Wickers. Nach der Prozession erhielten und erhalten die Kinder, sowie auch die Rentner eine Brezel. Daher auch der Name Brezeltag.
Die erste schriftliche Nachricht über den Brezeltag finden wir in den Wickerser Gemeinderechnungen von 1743. Darin vermacht der Hilderser Pfarrer Johann Jacob Hartmann, einen Geldbetrag von dessen Zinsen jährlich am 12.März „Weiß-Brod“ erkauft und unter der Jugend ausgeteilt werden soll. Von Brezeln ist erstmals 1763 die Rede.
Eine weitere Stiftung für den Brezeltag machte auch Johann Baptist Mehler aus Wickers, damals der größte Bauer im Ort (mit ca. 17 Hektar Landbesitz). Er war u.a. auch ein passionierter Jäger. Eines Tages, irgendwann so um 1860, war er wieder einmal auf der Pirsch. In der Nähe von Seiferts (etwa wo sich heute die Seifertser Grotte befindet) ereignete sich das Unglück. Während einer Pause stellte er die Flinte auf den Waldboden und lehnte sich mit dem Oberarm auf die Öffnung. Der Hund des Jagdmannes streunte um seine Beine und muss dann den Abzug, der wohl noch geladenen Waffe, betätigt haben. Jedenfalls löste sich ein Schuss, der dem Johann Mehler in den Oberarm traf. Andere Jäger brachten ihn in die „Obere Wirtschaft“ (heute: Gasthaus Krenzer) und dort amportierte man ihm auf dem Wirtshaustisch den Arm. Dass er diese Tortur zu dieser Zeit überlebt hat, grenzte an ein Wunder und so stiftete er aus Dankbarkeit nicht nur einen Bildstock, den er an der Unglücksstelle aufstellen ließ, sondern spendete auch einen großen Geldbetrag für die Beschaffung der Brezel in Wickers. Seinen großen Bauernhof konnte er einarmig nicht mehr bewirtschaften und verkaufte ihn an Damian Müller aus Poppenhausen. Doch bis heute erinnert der Hausname „Mehlesch“ (heute Tannenfelsstraße 22) an seinen einstigen Besitzer Johann Baptist Mehler.
Text/Bilder: Archiv Benjamin Müller