Wickers – das erste Dorf mit elektrischem Strom

Albin Jakobi war ein Macher. Er war sehr fortschrittlich und allem Neuem aufgeschlossen. Er stammte aus Motzlar und heiratete nach Wickers in die „Untere Mühle“ ein. Seine Frau hieß Maria.  Albin investierte in die heruntergekommene Mühle und baute einen Generator (Dynamo) ein. So produzierte er ab dem 25. Mai 1919 Strom aus Wasserkraft. Dazu gab es im Keller eine große Batterie mit Bleisäure-Elementen, um eine gleichmäßige Stromversorgung zu ermöglichen. Zur Hochzeit von Albin und Maria brannte dann erstmals elektrisches Licht im Haus der „Unteren Mühle“ und auch in der Kirche. Wickers war somit die erste Gemeinde im Landkreis Fulda, die über elektrischen Strom verfügte. 

Albin Jakobi und sein Generator versorge so von 1919 bis 1942 das Ortsnetz von Wickers mit Gleichstrom. Dies muss man sich aber anders vorstellen als heute: Der Strom kam mittels zweier Drähte ins Haus, dahinter saß der Stromzähler. Jedes Haus hatte maximal zwei Glühlampen, die mit dem Strom betrieben werden konnten. Wenn die große Batterie in der Mühle entladen war oder das Wasser nicht stark genug floss, gab es manchmal auch gar keinen Strom. 

Neben der Tätigkeit als Stromerzeuger und Müller baute Albin Jakobi auch eine kleine Fabrik unterhalb der Mühle an.  Darin standen verschiedene Holzverarbeitungsmaschinen (Hobelmaschine, Fräsmaschine, Band- und Kreissäge), die mittels Treibriemen und Trans-missionswellen vom Mühlrad angetrieben wurden. Mit einigen Mitarbeitern stellte er so u. a. Schindeln für Häuserwände und Messergriffe für mehrere Messerfabriken in  Thüringen her. Während des Krieges musste er für das BMW-Werk in Eisenach genormte Bretter für Rollpaletten mit den entsprechenden Bohrungen herstellen und liefern.

Albin Jacobi starb im hohen Alter von 97 Jahren am 07.04.1980. 

Die „Untere Mühle“ in Wickers ist auch heute noch in Betrieb und produziert, mit einem modernen Generator, weiterhin Strom.