Heimatfest Hilders - Die Geschichte von den Anfängen bis heute

Einweihung des Gemeindezentrums als Auslöser

Das Hilderser Heimatfest wurde erstmals im Jahre 1973 am zweiten Sonntag im August unter dem Motto: "Mit dem Bürger, für den Bürger" am neuen Gemeindezentrum im Ortskern gefeiert.

Vorausgegangen war im Oktober 1972 die Einweihung des neuen Gemeindezentrums, das ab 1969 anstelle der ehemaligen Gemeindeverwaltung mit Feuerwehrgaragen, der Polizeiverwaltung mit Gefängnis, zwei landwirtschaftlichen Anwesen und weiteren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden errichtet wurde. Die Gebietsreform, die 1972 zur Entstehung der heutigen Marktgemeinde Hilders führte, war in den Plänen für das neue Zentrum noch nicht berücksichtigt, so dass die Verwaltungsräumlichkeiten von Anfang an sehr knapp bemessen waren.

Das Zentrumsgebäude selbst mit Hallenbad, medizinischer Bäderabteilung, Sauna, Bücherei, Fremdenverkehrsamt, Gemeinschaftssaal und Verwaltung im modernen Stil der 60er Jahre entstand aus einer Architekturausschreibung.

Die Einweihung und Übergabe an die Bevölkerung wurde mit einem großen Fest am 08. Oktober 1972 im Ortskern gefeiert. Im Feuerwehrgerätehaus (heute Handwerkerhof) gab es Getränke und Grillwürstchen zu Sonderpreisen und die Marienstraße wurde zum Festplatz erklärt. Durch den Lichthof für das Hallenbad war der heutige große Vorplatz nicht geeignet, das Fest vollständig dort auszurichten.

Die örtlichen Vereine (Musikverein, Männergesangverein, Volkstanz- und Trachtengruppe) stellten sich vor, Staatssekretär Bovermann, Landrat Dr. Eduard Stieler und Architekt Kämpf nahmen die Schlüsselübergabe an den stolzen Bürgermeister Rudolf Kimpel vor.

 

Heimatfest - die Anfänge

In den Folgemonaten reifte - insbesondere bei Rudolf Kimpel - die Idee, jährlich ein Fest mit allen Ortsteilen der Großgemeinde zu veranstalten, um die vielen Gegner der Gebietsreform von dem Erfolg des Zusammenschlusses zu überzeugen und allen BürgerInnen ein Gefühl des Zusammengehörens zu geben. Schließlich wurde die Durchführung beschlossen und der Termin auf den zweiten Sonntag im August festgelegt.

Das Fest sollte mitten im Ort, also am Gemeindezentrum durchgeführt werden und nicht auf dem damals noch vorhandenen Festplatz neben dem Sportplatz. Von dieser Regelung gab es nur zwei Ausnahmen: Das Jubiläum zur 1075-Jahrfeier im Jahr 1990 wurde am Festplatz und das Heimatfest 2005 wegen der Erneuerung des Gemeindezentrums am Ulstersaal durchgeführt.

Am Sonntag, 12. August 1973 wurde das erste Heimatfest durchgeführt.

Höhepunkt des ersten Heimatfestes war eine große Tombola, bei der es neben vielen Sachpreisen einen Gebrauchtwagen VW 1200 im Wert von 700,00 DM zu gewinnen gab, der auf dem Vorplatz aufgebaut wurde. Ab 1976 wurden lebende Schweine von Bauer Kling in die Gewinnliste aufgenommen.

Der Verkauf aller Speisen und Getränke - es gab nur Würstchen, Bier, Schnaps, Wasser, Limo und Cola - erfolgte wie bei der Einweihung des Zentrums aus dem Feuerwehrgerätehaus und die Marienstraße wurde als Festplatz genutzt. Die Darbietungen der Gruppen erfolgte zwischen den Bankreihen oder dem Haupteingang des Gemeindezentrums.

Alternativ gab und gibt es in den Gasthäusern der Marktgemeinde, also auch in den Ortsteilen, am Sonntag ein "Heimatfestessen zum Sonderpreis", das gerne von den Gästen genutzt wird.

Ab 1974 wurde das Heimatfest auf den Samstag erweitert. An diesem Abend wurde das Gemeindezentrum von der Freiwilligen Feuerwehr festlich mit Teelichtern illuminiert (nach dem Umbau des Zentrums 2005 nicht mehr gestattet) und der bis heute noch beliebte Lampionumzug für die Kinder rund um den Ortskern eingeführt. Damit die Eltern in Ruhe feiern konnten, versammelten sich die Kinder im Saal des Gemeindezentrums zur "Kinder-Disco". Legendär sind auch die Kinovorführungen von Fred Müller, der im Saal des Gemeindezentrums lustige Zeichentrickfilme vorführte. Besonders beliebt war „Der kleine Maulwurf“.

Mit der Erweiterung auf Samstag wurde auch der große Festzug erstmals durchgeführt. Hieran sollten sich alle Ortsteile beteiligen und insbesondere Rhöner Brauchtum vorgestellt werden. Das mit dem Brauchtum klappte ab 1980 insbesondere durch Landfrauen, Bergbauern, Rhönmäher und Hilderser Gruppierungen, die sich immer etwas Neues einfallen ließen. Das mit den Ortsteilen brauchte aber noch einige Zeit. Lediglich die Musikvereine beteiligten sich sehr früh an den Festzügen.

Bis zum Neubau der B 278, die Hilders ab 1984 durchläuft, begann der Festzug an der alten Molkerei, dann in der Thüringer Straße. Der Festzug erwies sich in den Folgejahren als immer größer werdender Besuchermagnet und zog Gäste aus nah und fern an. Die Hilderser Vereine und Gruppierungen waren immer wieder sehr kreativ.

 

Eigene Märkchen-Währung

Bis 1993 gab es eine eigene "Heimatfest-Märkchen-Währung", d.h. für alle angebotenen Speisen und Getränke musste man Wertmarken an einer zentralen Kasse kaufen und an den Verkaufsständen einlösen. Hier wurden von manchen Besuchern gleich ganze Rollen gekauft, einige überschätzten jedoch ihren Durst, da noch Wochen später nicht genutzte Wertmarken in den Hosentaschen oder der Waschmaschine zum Vorschein kamen.

In dieser Zeit gab es aber auch nur Grillwürstchen, Bier, Schnaps, Wasser, Limo und Cola, so dass die Wertmarken mit 0,50 DM für alle Angebote passten. Rekordumsatz waren einmal 6.330 Liter Bier und 6.280 Bratwürstchen, das ist heute trotz erheblicher Erweiterung des Festes nicht mehr zu erreichen. Die Angebotserweiterung mit Steak, Pommes, Currywurst, Weizenbier, Äppler, Wein, Pfand für Gläser und Teller und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Preisgestaltung führten 1993 zur Abschaffung dieser beliebten "Märkchen-Währung".

 

Ausbau des Festbetriebs

In den Anfangsjahren trafen sich freiwillige HelferInnen um den Aufbau, die Durchführung und den Abbau des Festes zu organisieren. Am Montagabend zum Abräumen des Festplatzes saß man noch gemütlich im Feuerwehrgerätehaus zusammen und lauschte den Gesängen von Fritz-Maxe-Rudolf, der mit seinem "Bauer aus dem Odenwald" bei vielen noch heute in guter Erinnerung ist.

Aus diesem kleinen Helferfest entwickelte sich ab 1975 der "Dämmerschoppen für die Unentwegten", man saß anfangs ohne Programmdarbietungen zusammen und genoss die Überbleibsel des Festes und natürlich Bier in Mengen.

Bis zu der Erweiterung auf Montag gab es keine speziellen Helferpläne. Die HelferInnen waren von Anfang bis Ende des Festes im Einsatz, also „Rund um die Uhr“. Heute werden ca. 150 HelferInnen benötigt, um das Heimatfest reibungslos durchzuführen.

Durch die zahlreichen Gäste, die Sonntagmittag den Festzug besuchten, wurde ein großer Kaffee- und Kuchenverkauf eingeführt.

Ab 1977 wurden auch Fischbrötchen angeboten. 1978 wurde eine Bühne in der Marienstraße mit teilweiser Überdachung gebaut. Die Überdachung wurde 1984 durch eine komplette und stabile Überdachung ersetzt.

Bis 1981 gab es auch für die Besucher des Heimatfestes keine Überdachung. Da man aber etwas gegen die Sonneneinstrahlung tun musste, wurden 1982 die heute noch im Einsatz befindlichen Großschirme angeschafft. Gasse Winfried und Stahle Edu waren die Ausführenden. Über die Patentrechte gibt es bis heute noch lebhafte Diskussionen.

Die Thekenverkaufsstände waren anfangs einfache Biertische am Gartenzaun des Überlandwerks in der Marienstraße. Die Getränkeverkaufstheken wurden erst 1983 durch Überdachungen in Form von Marktständen ersetzt

1987 wurde die heute noch genutzte große Grillbude gebaut, da der Verkauf aus dem Feuerwehrgerätehaus durch den Umbau zum Handwerkerhof nicht mehr möglich war.

Von 1995 bis 2014 gab es am Montagabend noch zusätzlich frisches Rhöner Bauernbrot mit Schmalz und Käsebrötchen.

Hervorzuheben ist auch die Mitwirkung der Pateneinheit der Bundeswehr die 1. Batterie des Panzer-Artillerie-Battailon 355 aus Wildflecken. Vom 1. Heimatfest 1973 bis Ende der 80er Jahre waren sie für den Eintopf aus der Gulaschkanone zuständig und stellten sich auch mehrfach mit Panzer und Waffenausstellungen dar.

Ab 1991 entwickelte sich aus kleinen Anfängen am Handwerkerhof das Weindorf, heute ein unverzichtbarer Bestandteil des Heimatfestes.

Ausstellungen der Oldtimer, Ballonfahrten, Kinderunterhaltungsprogramm und ein vielseitiges Angebot an musikalischer Unterhaltung bereichern das Heimatfest bis heute.

 

Neuausrichtung nach Umbau des Gemeindezentrums

Durch die Sanierung des Gemeindezentrums, Wegfall der Gemeindesaales und die Umgestaltung des Vorplatzes war es 2005 erforderlich, das Fest für ein Jahr am neuen Ulstersaalgelände auszurichten. Eine gute Entscheidung, da es in diesem Jahr fast durchgehend regnete und man in den Saal und den Bauhof ausweichen konnte. Auch 1990 bei der 1075-Jahrfeier regnete es sehr beständig, Bei allen anderen Festen, die im Ortskern stattfanden, gab es bis heute nur gelegentlich mal einen Schauer. Dies dürfte aus Erfahrung ein Grund dafür sein, dieses Fest trotz erheblicher baulicher Vorbereitungen weiterhin am Gemeindezentrum auszurichten.

Mit der Neugestaltung des Vorplatzes vor dem Zentrum, der durch Wegfall des Lichthofs am alten Hallenbad erheblich größer geworden war, wurde die Bühne von der Marienstraße vor das Gemeindezentrum verlegt. Leider ist die neue Bühne eine reiner Musikerbühne geworden, und die Benutzung als „Tanzboden“ nicht mehr möglich. Auch die Bestuhlung auf dem Vorplatz wurde erheblich erweitert. Daß die Bevölkerung aber lieb gewordene Gewohnheiten nicht gerne verändert, sieht man daran, dass es bisher nicht vollständig gelungen ist, das Fest von der Marienstraße auf den Vorplatz zu verlagern. Die Darbietungen auf der Bühne finden daher oft vor halb leeren Plätzen statt, während in der Marienstraße alles voll ist.

Es wurden auch verschiedene Modelle des Getränkeverkaufs ausprobiert. Die große Theke wurde Richtung Kirchstraße vor das Überlandwerk verschoben und war nun sehr nah an der Bühne. Der Schankwagen in der Kirchstraße erwies sich jedoch als unbrauchbar, da man bedingt durch die Abschrägung der Kirchstraße auf der Talseite nicht mehr über den Tresen schauen konnte. Die lieb gewordene Rundtheke ist und bleibt immer noch ein toller Treffpunkt.

 

Organisation des Heimatfestes

In den Anfangsjahren bestand die Organisation aus dem Bürgermeister, Mandatsträgern und dem Freundeskreis von Rudolf Kimpel. Außerdem waren die MitarbeiterInnen der Gemeindeverwaltung und des Bauhofs im Einsatz.

In den Folgejahren entstand der bis heute tätige Heimatfestausschuss. Vertreter aus Gemeindevorstand, Gemeindevertretung und Ortsbeirat mit Einbindung der Abteilungsleiter planen den Ablauf und die Durchführung des Heimatfestes.

An dieser Stelle müsste man sicherlich einige besonders verdiente BürgerInnen nennen, ohne die das Heimatfest nicht das wäre, was es heute ist. Ich will aber bewusst auf namentliche Nennung verzichten, da hier mit Sicherheit einige wichtige Personen vergessen würden, die dann mit Recht verärgert sein könnten. All den vielen Menschen, die sich in 48 Jahren für das Heimatfest und insbesondere für den Standort am Gemeindezentrum eingesetzt haben, sei deshalb hier ein großes, von Herzen kommendes "Dankeschön" ausgesprochen.

 

Ausblick

In den 48 Jahren ist aus den zaghaften Anfängen ein Heimatfest für alle BürgerInnen und Gäste der Marktgemeinde Hilders geworden, das bodenständig und zeitlos ist und alle Ortsteile mit den Jahren immer mehr zusammengeführt hat.

Viele ehemalige Hilderser freuen sich, wenn sie zum Heimatfest in die alte Heimat kommen können und dort alte Weggefährten zum gemütlichen Beisammensein treffen.

Es ist verständlich, dass es bei der Gebietsreform und dem dadurch bedingten Wegfall der Selbständigkeit unserer Ortsteile auch viele Gegenstimmen gab und es einige Jahre dauerte, bis man sich als "Hilderser" fühlte.

Es wird immer schwieriger, die notwendige Anzahl an Helferinnen und Helfern für die Ausrichtung zu finden, aber es bleibt zu hoffen, dass das Heimatfest in der jetzigen Form noch lange ein Treffpunkt für alle BürgerInnen und Gäste der Marktgemeinde Hilders bleiben wird.

 

Einer, der von Anfang an dabei war.

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