Führungen am länderübergreifenden Kernzonentag 2023

Sie gelten als geheimnisvolle „Urwälder“, hier darf Natur Natur sein und sich ungestört entwickeln. Die Kernzonen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön machen nur etwa drei Prozent der Gebietsfläche aus, sind aber für den Naturschutz und für die Forschung ‒ vor allem mit Blick auf den Klimawandel ‒ von enormer Bedeutung. Am Kernzonentag kann man diese wertvollen Lebensräume bei kostenfreien Führungen erleben.

Kernzonen stehen in jedem UNESCO-Biosphärenreservat repräsentativ für den zu schützenden Naturraum oder für Bereiche, die sich durch sogenannten Prozessschutz zu natürlichen oder naturnahen Ökosystemen entwickeln können. Manche Kernzonen, die noch aus der Zeit vor ihrer Ausweisung naturferne Nadelholzbestände haben, werden im Zuge des Waldumbaus schrittweise zu naturnahen Bereichen entwickelt. Der Natur wird so quasi auf die Sprünge geholfen. Daher präsentieren sich die Kernzonen der Rhön in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Naturnähe und Ausprägung.

Das Ziel aller Kernzonen ist, der Natur einen Rückzugsort zu bieten und eine ungestörte Entwicklung zu ermöglichen. Menschliches „Eingreifen" findet hier nur für Forschung und Monitoring statt. Denn: Anhand von Untersuchungen in diesen besonderen Naturschutzgebieten lässt sich beobachten, wie sich die Natur (weitgehend) ohne Einwirken des Menschen entwickelt.

Soweit keine Beeinträchtigung des Gebietes besteht, stehen Kernzonen außerdem für Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Verfügung: Schwerpunkte sind vor allem das Wildniserleben und das Verständnis für die Entstehung von (neuer) Wildnis. Auch am länderübergreifenden Kernzonentag im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön kann man bei geführten Wanderungen diesen besonderen Naturraum mit seiner Flora und Fauna kennenlernen.

Erleben, aber Rücksicht nehmen!

Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt gelten in den Kernzonen ganz einfache Regeln: In den Kernzonen gilt Wegegebot, die ausgewiesenen und markierten Wanderwege dürfen nicht verlassen werden. Das Pflücken von Pflanzen ist nicht erlaubt, da viele Arten unter Schutz stehen. Müll wird bitte wieder mitgenommen, und für Hunde gilt Leinenpflicht. Jegliche Störung, zum Beispiel durch Lärm oder Licht, ist zu vermeiden. Außerdem wichtig: Der Einsatz von Drohnen ist in den Schutzgebieten untersagt.

Bayern: Unterwegs mit den Biosphären-Rangern Johannes Urban und Felix Räder

Um 10 Uhr ist Treffpunkt am Wanderparkplatz Gangolfsberg in der Nähe des Schweinfurter Hauses. Von hier aus geht es mit den Biosphären-Rangern Johannes Urban und Felix Räder direkt in die Kernzone, die gleichzeitig Naturwaldreservat und Naturschutzgebiet ist. Der Weg schlängelt sich auf teils schmalen Pfaden zu den beeindruckenden Basaltprismenwänden und dem Teufelskeller und entlang des Elsbachs zurück zum Ausgangspunkt. Dabei kann man einen besonders naturnahen Buchenmischwald in eindrucksvoller geologischer Kulisse erleben – und gleichzeitig spannende Einblicke in die Kernzonenforschung und in die Tier- und Pflanzenwelt und in Aspekte der Besucherlenkung erhalten. Die Streckenlänge beträgt rund 3 Kilometer, die Führung dauert etwa 3 Stunden. Die Führung ist für Familien mit Kindern geeignet, der Rundweg ist allerdings nicht für Kinderwagen geeignet.

Anmeldung bis 4. Oktober bei der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön: telefonisch unter (0931) 380 1664 oder per E-Mail an brrhoen@reg-ufr.bayern.de.

Hessen: Unterwegs mit dem Naturschutz-Experten Elmar Herget

Um 14 Uhr ist Treffpunkt am Parkplatz Schornhecke – nicht am großen Wanderparkplatz auf bayerischer Seite, sondern am kleinen Parkplatz direkt linkerhand am Franzosenweg (aus Richtung Wüstensachsen). Elmar Herget, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, begleitet die Teilnehmenden durch die Kernzone Steinkopf, zur Kernzone Stirnberg und dann entlang der Landesgrenze Hessen-Bayern wieder zurück. Der Steinkopf, gut 2,5 Kilometer südlich von Wüstensachsen gelegen, ist eine relativ kleine, aber gehaltvolle Kernzone inmitten einer großflächigen Hute. Auf schroffer Basaltspitze und an steilen Hängen wächst hier ein ungezähmter Wald. Zu den größeren Kernzonen zählt die am Westhang des Stirnbergs – ein weitgehend geschlossenes Waldgebiet, das auf hessischer Seite von 690 bis auf 895 m NN ansteigt. Im unteren und mittleren Teil wachsen ca. 170-jährige Buchenwälder, in den Steillagen edelholzreiche Hangschluchtwälder, und ganz oben stockt ein etwa 100-jähriger Fichtenstreifen.

Unterwegs geht es nicht nur durch den Wald, sondern auch durch Offenland. Man lernt also nicht nur zwei hessische Kernzonen kennen, sondern auch die umliegenden Pflegezonen mit ihren wertvollen Huteflächen.

Die Streckenläng beträgt rund 5 Kilometer, die Führung dauert etwa 3,5 Stunden. Die Führung ist für Familien mit Kindern geeignet, allerdings ist der Weg zum Teil steil. Anmeldung bis 5. Oktober bei der Hessischen Verwaltung: telefonisch unter (0661) 6006 7800 oder per Mail an info@br-rhoen.de

Thüringen: Unterwegs mit Roland Burckhardt und Karola Marbach

Treffpunkt ist um 14 Uhr der Wanderparkplatz „Ibengarten“, direkt am Waldrand aus Richtung Glattbach kommend. Begleitet werden die Teilnehmenden von Roland Burckhardt vom Forstamt Kaltennordheim und Karola Marbach, zuständig für Forschung und Monitoring bei der Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservats. Vom Treffpunkt des Parkplatzes am „Rhönpaulus“ in Glattbach führt der Wanderweg vorbei an einigen Mitmachstationen des Naturlehrpfads zum ältesten Naturschutzgebiet Thüringens. Hier erfahren die Teilnehmenden Wissenswertes zu den Eibenuntersuchungen, die durch die Landesforstverwaltung Thüringen seit nunmehr 50 Jahren erfolgen. Anschließend führt der Weg zu einer geplanten Kernzone im Revier Ibengarten. Rund um das Naturschutzgebiet Ibengarten mit dem alten Eibenvorkommen befinden sich fünf kleinere geplante Kernzonen, die in Verbindung stehen, sogenannte Trittsteine. Einer dieser besonderen Trittsteine wird stellvertretend für die alle fünf geplanten Kernzonen vorgestellt. Wissenswertes zum Konzept und den Überwachungsprogrammen wird vorgestellt.

Die Streckenlänge beträgt rund 3,5 Kilometer, die Führung dauert etwa 2 bis 2,5 Stunden. Die Führung ist für Familien mit Kindern geeignet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ausführliche Informationen zur Zonierung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön und die Koordinaten für die Treffpunkte der Führungen am Kernzonentag finden Sie online unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de.

Zurück
Herbststimmung am Stirnberg: Am länderübergreifenden Kernzonentag, den 6. Oktober, bietet Elmar Herget von der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats um 14 Uhr eine Führung durch die Kernzonen Steinkopf und Stirnberg an. / Foto: corvusFilm