Venus, du alles überstrahlender Abendstern

Himmelsvorschau für den Monat Januar 2025

LANDKREIS FULDA, 23.12.2024. Sternenfabrik, Wintermilchstraße und Sternschnuppenströme: Was uns die Sterne zum Anfang des neuen Jahres bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.

Die Nächte des Januars 2025 laden mit ihrer Klarheit und frostigen Stille dazu ein, den Himmel zu betrachten, der uns wie ein funkelndes Mosaik aus Sternen und Planeten in unterschiedlichen Farben und Helligkeiten erscheint. Mit fast 13 Stunden Dunkelheit gehört der Januar zu den Monaten, in denen ca. 80 Prozent aller Sternbilder des nördlichen Himmelszelts in einer Nacht sichtbar sind. Die hereinbrechende Nacht wird am Westhimmel eindrucksvoll von unserem Nachtbarplanet Venus eröffnet – bis Mitte Januar trägt sie ihren Beinahmen „Abendstern“ zu Recht. Im Zusammenspiel mit der schmalen Mondsichel am 3. Januar und dem Ringplanet Saturn sorgt sie Abend für Abend für wunderschöne Anblicke. Ende Januar zieht Venus eng am äußeren Planeten Neptun vorbei, der im Fernglas als kleiner, grünlich schimmernder Fleck zu erkennen ist. Bei den Planeten bleibend, zeigen sich in der ersten Nachthälfte von West nach Ost wie an einer Perlenschnur aufgereiht Saturn, der sehr helle Jupiter und der rötliche Mars. Wer früh aufsteht, kann außerdem Anfang des Jahres gegen 7 Uhr den flinken, stets sonnennahen Merkur entdecken.

Alles Jahreszeiten in einer Nacht

Aufgrund der langen Nächte zeigt sich der Sternenhimmel in den Gewändern der Jahreszeiten. Bei Eintritt der Dunkelheit verabschieden sich am Westhimmel die Sommersternbilder, begleitet von der hell leuchtenden Sommermilchstraße. Im Südwesten dominieren die Herbststernbilder: Pegasus, dessen „Bauch“ das sogenannte Herbstviereck bildet, die Andromeda, das charakteristische „Himmels-W“ der Cassiopeia hoch im Zenit, sowie der tapfere Held Perseus.

Im Süden thront der majestätische Himmelsjäger Orion, das Herzstück des Winterhimmels. Seine markanten Gürtelsterne – Alnitak, Alnilam und Mintaka – bilden eine unverwechselbare Linie, die sehr leicht zu erkennen ist. In klaren Nächten kann man unterhalb des Gürtes mit bloßem Auge, besser jedoch mit einem Fernglas, den Orionnebel erspähen: eine gewaltige Sternenfabrik, in der ständig neue Sonnen entstehen. Auffällige Sterne im Orion sind zudem der bläulich strahlende junge Riesenstern Rigel, der als rechter Fuß leuchtet, und der rubinrote Beteigeuze, ein alter Stern und linker Schulterstern des Orion.

Im Uhrzeigersinn rund um Orion herum

Am Horizont beginnend und im Uhrzeigersinn gruppieren sich rund um Orion die markanten Wintersternbilder, deren jeweils hellste Sterne das sogenannte Winter-Sechseck bilden. Der Große Hund mit Sirius, dem hellsten Stern des Nachthimmels, der durch sein farblich wechselndes Funkeln besonders auffällt, leitet die Reise ein. Weiter oben folgt der Kleine Hund mit seinem Hauptstern Procyon. Oberhalb davon erstrahlen die leuchtenden Kopfsterne Castor und Pollux des Sternbilds Zwillinge. Im Zenit findet sich das Sternbild Fuhrmann, dessen Hauptstern Capella einen warmen, gelblichen Schimmer hat. Unterhalb des Fuhrmanns schließt sich der Stier an, der gleich zwei Schätze bereithält: den rötlich glühenden Hauptstern Aldebaran sowie den berühmten Sternhaufen der Plejaden, ein unübersehbares funkelndes Juwel, das wie eine Miniaturausgabe des Großer Wagen wirkt.

Besonderheiten am Winterhimmel

Die Plejaden galten in vielen Kulturen als besondere Sterne und wurden zum Beispiel auch schon auf der berühmten Himmelscheibe von Nebra, deren Alter auf ca. 4.000 Jahre geschätzt wird, dargestellt. Die Rundreise beendend, kann man nach dem Sternbild Hase unterhalb von Orion Ausschau halten. Durch die Wintersternbilder zieht sich auch die Wintermilchstraße. Sie ist jedoch nicht so hell wie im Sommer, da wir von der Erde aus derzeit zum Rand unserer Galaxis hinblicken. Im Sternbild Stier befindet sich derzeit auch der helle Jupiter – im Fernglas lassen sich seine vier „Galiläischen Monde“ Europa, Ganymed, Io und Kallisto erkennen.

Um die Zeit des Vollmonds am 13. Januar wird sein helles Licht die Nächte beherrschen und nur die hellsten Sterne und Planeten am Himmel sichtbar lassen.

Die ersten Frühlingsgrüße

Schon lange vor Tagesanbruch erheben sich tief in der Nacht im Osten die Sternbilder des Frühlings, die unmissverständlich den Wechsel der Jahreszeiten ankündigen. Der Januarhimmel zeigt so nicht nur die strenge Schönheit des Winters, sondern gibt auch einen verheißungsvollen Ausblick auf das kommende Frühjahr.

Zu den nennenswerten periodischen Sternschnuppenströmen zählen gleich zu Anfang Januar die sogenannten Quatrantiden, auch Bootiden genannt. Ihre Sichtbarkeit stellt sich allerdings erst nach Mitternacht ein, beste Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich dann erst in den frühen Morgenstunden am östlichen Himmel.


Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.   

Veranstaltungen im Sternenpark Rhön finden Sie auf www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark


Hintergrund: Sternenpark Rhön
International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen. Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.

Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet. Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.

Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.

Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung. Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt. Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben. 

Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung. Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.


Infos zum Sternenpark
Die monatliche Himmelsvorschau, ausführliche Informationen zum Sternenpark, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Erlebnisangebote und Veranstaltungen im Sternenpark Rhön findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark

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Sternenkarte für den 15. Januar 2025, 22 Uhr. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde (VdS)
Orions Gürtelsterne und der Orionnebel über der Milseburg. Foto: Jens Müller