Was am Oktoberhimmel los ist und warum Sternenfans den Sommernächten nicht nachtrauern müssen, das erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
Mit Beginn des Herbstes sind die Nächte nun wieder länger als die Tage. Zum Sterneschauen eine gute Voraussetzung: Denn das gibt uns im Oktober die Gelegenheit, gleich nach Einbruch der Dunkelheit noch die Sterne aller vier Jahreszeiten zu sehen! So steht tief im Westen der wunderschön funkelnde Arktur als letzter Vertreter des Frühlingsdreiecks. Er ist leicht zu finden – man braucht nur die Deichsel des Großen Wagens, der tief im Norden seine Talfahrt fortsetzt, in Richtung Horizont zu verlängern. Es lohnt sich, Arktur durch ein Fernglas zu betrachten, bevor er die Himmelsbühne bis zum Frühjahr verlässt. Das Funkeln in allen Regenbogenfarben zeigt, wie sich das Licht des 37 Lichtjahre entfernten Sterns in unserer Atmosphäre bricht.
Den Sommernächten muss man beim Blick in den Himmel nicht nachtrauern, denn mit dem berühmten Sommerdreieck steht der Sommer immer noch stabil rund um den Zenitbereich. Das bekannte Sternendreieck besteht aus den drei hellen Sternen Atair im Sternbild Adler, Wega in der Leier und Deneb im Sternbild Schwan. Zusammen mit dem Schwan zieht sich auch das blass schimmernde Band der Sommermilchstraße von Nordosten nach Süden. Das so genannte Herbstviereck ist jetzt im Südosten als riesiges Quadrat zu erkennen – es ist der Bauch des Pferdes der Dichter und Denker, Pegasus. Das himmlische Pferd liegt übrigens auf dem Rücken, sein Hals und Kopf nach Südwesten ausgerichtet. Im Nordosten zeigen sich mit Kassiopeia und dem Helden Perseus weitere Herbststernbilder. Entlang der Sternenkette des Perseus lohnt sich ein Blick durchs Fernglas, denn hier so mancher Sternhaufen zu entdecken. Die jahreszeitliche Reise am frühen Abendhimmel endet mit dem sehr hellen Stern Capella im Sternbild Fuhrmann – als erste Vertreterin des sogenannten Wintersechsecks. Damit endet die jahreszeitliche Sternbildreise nach Feierabend.
Sichelmond, Supermond, Planeten-Mond-Show und die Orioniden
Zu Monatsbeginn wird die langsam zunehmende Mondsichel für schöne Anblicke am Westhimmel sorgen, Vollmond ist am 18. Oktober. Aufgrund des geringen Abstands zur Erde von 357.600 km ist es der zweite sogenannte Supervollmond in Folge. Garniert wird der Sternenhimmel mit den Planeten Jupiter, rückläufig im Sternbild Stier, und Saturn im Wassermann, bevor am späten Abend noch Mars aufgeht. Am 20. Oktober bietet sich ein besonders hübscher Anblick: der abnehmende Mond und Jupiter zwischen den hellen Wintersternen des Orion, Stiers und Fuhrmanns. Einfach wunderschön!
In der zweiten Oktoberhälfte zeigen sich Überreste des Halleyschen Kometen als Sternschnuppen des Orioniden-Meteorstroms.
Kometenbesuch
Ein besonderes Himmelsschauspiel könnte ab Mitte Oktober der mit bloßem Auge sichtbare Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) mit seinem ausgeprägten Staubschweif bieten. Nachdem er Ende September die Sonne umrundet hat, erreicht er am 13. Oktober seine größte Erdnähe und könnte dann heller als die Venus leuchten und sogar am Taghimmel sichtbar sein. Für aktuelle Informationen und Karten zur Kometensichtbarkeit empfiehlt es sich, die Website der Vereinigung der Sternfreunde Deutschland e.V. im Auge zu behalten.
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.
Veranstaltungen im Sternenpark Rhön finden Sie auf www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Hintergrund: Sternenpark Rhön
International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen. Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.
Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet. Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.
Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen neben der Vermeidung des Einsatzes von künstlicher Beleuchtung insbesondere die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.
Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung. Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt. Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben.
Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung. Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.
Infos zum Sternenpark
Ausführliche Informationen zum Sternenpark Rhön, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Infos zu Erlebnisangeboten im Sternenpark findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Supermond, Planeten-Mond-Show, Orioniden – und vielleicht ein Komet
Himmelsvorschau für den Monat Oktober 2024